So vielfältig wie die FM-Branche ist auch die Bildungslandschaft mit umfassenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten:

5.1 Grundständiger erster Studienabschluss (Bachelor)

Im deutschsprachigen Raum haben sich inzwischen eigenständige/grundständige Bachelor-Studiengänge im Bereich FM etabliert. In jeweils sechs, sieben oder acht Semestern gelangen die Studierenden an Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) und Dualen Hochschulen zum Bachelor-Abschluss (Bachelor of Science, Bachelor of Engineering oder Bachelor of Arts) mit 180, 210 oder 240 ECTS-Leistungspunkten. Fachhochschulstudiengänge beinhalten i. d. R. ein Praxissemester.

5.2 Weiterführender Studienabschluss (Master)

Postgraduale, konsekutive FM-Studiengänge bauen auf einem ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss auf und führen zu einem Abschluss mit den akademischen Graden Master of Science in FM, Engineering/Business Administration sowie Master of Arts. Die Regelstudienzeit eines Master-Studiengangs beträgt 2, 3 oder 4 Semester mit 60, 90 bzw. 120 ECTS-Leistungspunkten. Sie gehören zur akademischen Grundausbildung und sind staatlich finanziert.

5.3 Weiterbildung (Master of Advanced Studies)

Nebst den soeben erläuterten konsekutiven Masterstudiengängen (setzen i. d. R. einen Bachelorstudiengang voraus) gibt es weiterbildende Zertifikats- und Masterstudiengänge, die üblicherweise berufsbegleitend absolviert werden, wie z. B. Master of Advanced Studies (MAS) oder (exekutive) Master of Business Administration (E)MBA. Diese Weiterbildungen setzen eine qualifizierte berufspraktische Erfahrung voraus und weisen häufig eine geringere Anzahl ECTS-Punkte gegenüber konsekutiven Studiengängen aus und beinhalten höhere Gebühren, da sie nicht staatlich subventioniert sind.

5.4 Länderspezifische Qualifikationen

5.4.1   Deutschland

An rund 20 Hochschulen gibt es akkreditierte FM-Studiengänge, die zusätzlich von gefma zertifiziert sind nach den fachlichen Gütekriterien der Richtlinien gefma 610 bzw. gefma 616. Mehrheitlich sind dies Bachelor- und Masterprogramme sowie einzelne Zertifikatsstudiengänge.

Tragende beruflicher Bildung wie auch berufsständische Vereinigungen im FM ermöglichen insbesondere auch Nicht-Studierten Zusatzqualifikationen, die durch das Ablegen fachspezifischer Prüfungen erworben werden können. Diese werden durch die Tragenden beruflicher Bildung und die berufsständischen Vereinigungen eigenständig (weiter-)entwickelt und abgenommen.

Insbesondere haben sich als Zusatzqualifikationen die Fachwirtin bzw. der Fachwirt Facility Management (gefma) und die Servicekraft Facility Management (gefma) etabliert. Auf der Grundlage der gefma-Richtlinie 620 Fachwirtin und Fachwirt FM (Vollzeit oder berufsbegleitend) und 630 Servicekraft FM können beruflich Qualifizierte das Abschlusszertifikat erwerben. Dies ist gegenwärtig bei fünf gefma-zertifizierten Bildungstragenden möglich. Bereits mehr als 4.300 Fachwirtinnen und Fachwirte sowie Servicekräfte sind aus diesen qualitätsgeprüften Aufstiegsfortbildungen für das Objektmanagement hervorgegangen. Darüber hinaus verfolgt gefma beharrlich die Etablierung eines im FM dringend benötigten eigenständigen Ausbildungsberufs mit fachübergreifenden Kompetenzen für die operativen Services.

Von hoher Relevanz ist nebst den gefma-Bildungsebenen seitens RealFM neu auch der geprüfte Facility Informationsmanager – FIM (RealFM e. V.). Der Blended-Learning-Kurs zur Ausbildung des FIM umfasst insgesamt vier Module und einen Praxisfall. Entwickelt wurde das Berufsbild in Verbindung mit dem «BIM2FM-Leitfaden zur Anwendung der BIM-Methodik in der Betriebs- und Nutzungsphase» im Lebenszyklus der Immobilien.

5.4.2 Österreich

Ausser akademischen Studiengängen wie z. B. dem Bachelorstudiengang FM & Immobilienwirtschaft an der FH Kufstein können in Österreich, die entsprechende Berufserfahrung vorausgesetzt, berufsbegleitende viersemestrige FM-Masterlehrgänge absolviert werden (MBA, MAS). Weiterhin gibt es in zahlreichen Studiengängen, die an das FM angrenzen, die Möglichkeit der Vertiefung bzw. Schwerpunktbildung. Beispiele sind Architektur, Bauingenieurwesen sowie Wirtschaftsinformatik. Auch im Sekundärbereich wie den Höheren Technischen Lehranstalten wird verstärkt das Wissen über das operative FM und FS vermittelt. Ebenso wird in der Ausbildung von Lernenden (z.B. Lehrberuf Elektrotechnik) Wissen über FM und über die Zusammenhänge mit anderen Gewerken vermittelt. Die TU Wien vermittelt mit dem Fokus auf Management von Real Estate und FM (RE/FM) Grundwissen über FM und die digitale Transformation in den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen. Zusätzlich gibt es ein Executive MBA FM-Angebot mit den Schwerpunkten Workplace Management, ESG und digitale Transformation. Die Universität für Weiterbildung Krems bietet einen Master of Science Facility and Property Management an. Zudem werden Lehrgänge am Berufsförderungsinstitut (BFI) sowie Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) angeboten.

5.4.3 Schweiz

Die Tertiärstufe der höheren Berufsbildung umfasst eidgenössische Prüfungen sowie die höheren Fachschulen. Sowohl die eidgenössischen Prüfungen als auch die Höheren Fachschulen richten sich an Erwerbstätige, die ihre fachlichen Kenntnisse gezielt vertiefen möchten, eine Führungsfunktion
oder die Übernahme einer Unternehmensleitung anstreben. Auf Ebene der eidgenössischen Prüfungen führen Berufsprüfungen zu einem eidgenössischen Fachausweis. Die höheren Fachprüfungen bauen in der Regel auf einer Berufsprüfung auf und führen zu einem eidgenössischen Diplom (z. B. Leitung in FM und Maintenance HFP). Die Prüfungsvorbereitung kann z. B. am Strickhof, IAI Synergis, WBZ, GBSSG, ABZ-Suisse absolviert werden. In höheren Fachschulen (HF) sind die Bildungsgänge (berufsbegleitend oder Vollzeitstudium) etwas breiter ausgerichtet als die eidgenössischen Prüfungen. Vollzeitliche Bildungsgänge dauern mindestens zwei Jahre, berufsbegleitende Bildungsgänge in der Regel drei Jahre. Die BFF Kompetenz Bildung Bern ist die einzige Höhere Fachschule, die den Abschluss zur Betriebsleitung in Facility Management HF anbietet. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ist mit dem Institut für Facility Management (IFM) die einzige Schweizer Hochschule, die in einer Kombination von Real Estate und FM Ausbildungsmöglichkeiten auf der Tertiärstufe mit Bachelor- und Masterabschlüssen sowie akademische Weiterbildungen (MAS, DAS, CAS) anbietet.

5.5 Internationale Qualifikationen

Weltweite bekannte Zertifizierungsmöglichkeiten zum Aufbau und zur Weiterentwicklung der FM-Kompetenzen bietet die IFMA an: Essentials of Facility Management, Facility Management Professional (FMP), Sustainability Facility Professional (SFP), Certified Facility Manager (CFM), FM training.

5.6 Online-Kurse und -Weiterbildungen

Nanodegrees, Massive Open Online Courses (MOOCS), Online-Kurse, Video-Vorlesungen, MicroMaster, Professional Certificate – digitale Angebote boomen und erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Zahlreiche internationale Kursplattformen wie Coursera, Udacity, Udemy, Edx, iversity/Springer bieten eine umfassende Auswahl von Weiterbildungsmöglichkeiten an. Oft kann man dabei zunächst einzelne Kurse belegen und in weiterer Folge auf ein ganzes Online-Studium umsteigen. Weitere bekannte Unternehmen im Online-Bildungsbereich sind: FutureLearn, Skillshare, MasterClass, Pluralsight, Harvard Business School, LinkedIn Learning, Lecturio, University of the People, Kajabi, elopage und die Fernfachhochschule Schweiz. Bei einigen dieser Organisationen steht die Monetarisierung des eigenen Know-hows durch das Aufnehmen, Teilen und Verrechnen von eigens aufgenommenen Video-Kursen im Vordergrund. Zudem gibt es für Online-Kurse auch extra Suchportale, wie z. B. Edukatico oder distancelearningportal. Auch wenn dort aktuell noch wenige FM-relevante Inhalte angeboten werden, wird sich das aufgrund des steigenden Bedarfs nach individualisierter und modularer Online-Wissensvermittlung in naher Zukunft grundlegend verändern.