In Zukunft werden die Immobilienwirtschaft und das FM voraussichtlich von drei Trends geprägt werden. Hervorzuheben sind dabei vor allem:

  1. neue Arbeitswelten und Services, um die Produktivität, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern,
  2. digitale Transformation der Immobilien und der Service-Erbringung,
  3. Nachhaltigkeit: Anforderungen der United Nations im Bereich Sustainable Development Goals (SDG) und Environmental, Social, Governance (ESG) der EU.

Die Wirtschaft wird aktuell von vielen Unsicherheiten und Veränderungen geprägt. Die COVID-Pandemie hat die Art und Weise, wie gearbeitet wird, stark beeinflusst und war eine regelrechte Beschleunigung für Smart Work. Homeoffice, Remote Work und Third Work Places wurden regelrecht «über Nacht» zum Standard. Dies hat viele Vorteile, wie z. B. die Reduktion von Wegzeiten und die damit verbundene Entlastung des öffentlichen Verkehrs zu Stosszeiten oder weniger Staustunden. Dies waren gesellschaftspolitisch relevante Nebeneffekte, aufgrund derer Mitarbeitende weniger im Büro gearbeitet und vermehrt VideoMeetings von zuhause aus abgehalten haben. Freiere Zeiteinteilung, mehr Flexibilität und Eigenverantwortung waren die Folge, was von Arbeitnehmenden sehr geschätzt wurde und heute nicht mehr wegzudenken ist.

Dem FM kommt bei der Umsetzung im Zusammenspiel mit der IT und der Personalabteilung eine tragende Rolle zu. Die Art und Weise, wie wir in welcher Kultur zusammenarbeiten, ist ein zentraler Erfolgsfaktor im Employer Branding, um auch zukünftig Fachkräfte für das eigene Unternehmen gewinnen zu können. Denn insbesondere jüngere Generationen stellen hohe Anforderungen an Unternehmen und Führungskräfte; die Digitalisierung und neue Erwartungen an die Arbeitswelten durch die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben (Work Life Blending) einschliesslich der 4-Tage-Woche, Teilzeit und Homeoffice führen zu neuen Handlungsfeldern in der Personalführung. Ansätze dazu sind
z. B. «Digital Leadership», «Holacracy» und «Top Sharing». Diese Bedürfnisse gilt es nicht nur ernst zu nehmen, sondern die Unternehmen tun gut daran, die Berufswelt neu zu denken und zu gestalten. Gut qualifizierte Mitarbeitende suchen sich nämlich «ihre» Unternehmen aus und nicht umgekehrt. Der Einsatz neuer Technologien wie IoT, Big Data und KI unter digitalethischen Gesichtspunkten ermöglicht neue Arbeitsweisen. Ferner sind Publikumszentrierung und Flexibilität (Service on Demand) für die Kombination digitaler und physischer Dienstleistungen von zentraler Bedeutung. Die Facility Manager verantworten und leiten die digitale Transformation, damit sich das Unternehmen an die neuen Anforderungen anpassen kann.

Es liegt am FM, den digitalen Wandel voranzutreiben und die daraus entstehenden Potentiale für die Mitarbeitenden zu nutzen.

Ein weiterer Bereich ist die effiziente Ressourcennutzung bzw. die Nachhaltigkeit im Allgemeinen. Rund 40 bis 45% aller CO2-Emissionen stehen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Errichtung und dem Betrieb von Immobilien. Nachhaltigkeitsgesetze, -richtlinien und Optimierungsanforderungen betreffen daher in hohem Masse die Immobilienbranche. Um die Ziele rund um CO2-Neutralität etc. zu erreichen, wird das FM gefordert sein, innovative Lösungen umzusetzen. Das Gebäude ist in Zukunft nicht nur Verbrauchende, sondern im besten Fall sogar Kraftwerk, welche dabei helfen, das Ziel der Klimaneutralität der EU bis 2050 (Green Deal) oder bis 2045 in Deutschland zu erreichen. Der Green Deal ist die Grundlage des österreichischen Regierungsprogramms 2020 zur Schaffung eines klimaneutralen Gebäudebestandes und -betriebes bis 2040 (Weg in eine klimaneutrale Energiezukunft). Die Schweiz setzt das Ziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen mit der Klimastrategie 2050 um. Neue technologische Möglichkeiten führen unter digitalethischen Wertvorstellungen zu diversen Innovationen, bspw. im europäischen Forschungsprojekt «Artificial-Intelligence-Augmented Cooling System for Small Data Centres» (ECO-Qube), in dem Gebäude mit der Abwärme von IT-Servern und künstlicher Intelligenz geheizt werden  Digitalisierung trifft auf Dekarbonisierung.

Bei aller Technologisierung: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden im Fokus stehen. Insbesondere im Health Care Bereich (Spital und Heimbetriebe) steigen die Anforderungen stetig. Energieoptimierte Immobilien, die Mitarbeitende krank machen, lösen keine Probleme, sondern schaffen neue. Die EU-Taxonomie-Verordnung stellt im Zusammenhang mit allen Bereichen der Nachhaltigkeit hohe Anforde-rungen an die europäischen Unternehmen. ESG wird ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg, und deshalb tun Unternehmen gut daran, jetzt ein umfassendes ESG-Konzept zu erarbeiten und einzuführen, wie auch die im November 2022 publizierte Lünendonk-Studie «ESG: Aktueller und künftiger Wertbeitrag des Facility Managements» ausweist.

FM-Vertretende müssen sich stärker einbringen und entsprechende ESG-Kompetenzen aufbauen, um den hohen Erwartungen von nachhaltigem, verantwortungsvollem sowie unternehmerischen Handeln gerecht zu werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das FM einen für die Unternehmung strategisch relevanten Verantwortungsbereich und Handlungsspielraum hat, indem es u. a.:

  • gesunde und sichere Arbeitsplätze entwickelt und betreibt,
  • die organisationale Agilität und Flexibilität erhöht,
  • Effektivität, Effizienz und damit Produktivität steigert,
  • Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt, implementiert und Massnahmen umgesetzt,
  • als Möglichmacher die digitale Transformation vorantreibt und nicht zuletzt
  • die Kosten von Immobilien und Anlagen lebenszyklusorientiert gemäss Objektstrategie im Portfoliomanagement optimiert.

Führen Sie also als Facility Manager der Zukunft Ihr Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit und sorgen dafür, dass auch unsere Kinder in einer lebenswerten Welt aufwachsen.